US-Polizei ermittelt gegen Weinstein wegen Vergewaltigung

(FILES) This file photo taken on May 23, 2017 shows US film producer Harvey Weinstein posing during a photocall as he arrives to attend the De Grisogono Party on the sidelines of the 70th Cannes Film Festival, at the Cap-Eden-Roc hotel in Antibes, near Cannes, southeastern France. .The British Academy of Film and Television Arts (Bafta) said on October 11, 2017 it has suspended Harvey Weinstein's membership, effective immediately. The organisation acted as the scandal engulfing the Hollywood producer continued to widen, with new claims he raped an Italian film star and two other women drawing condemnation from across the film world and America's liberal political elite.. / AFP PHOTO / Yann COATSALIOU
  Los Angeles (APA/dpa) – Die Polizei in Los Angeles ermittelt wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei am Donnerstag. Ein mögliches Missbrauchsopfer sei von der Polizei befragt worden, sagte Polizeisprecher Sal Ramirez. Der Vorfall aus dem Jahr 2013 werde nun von den Ermittlern untersucht. Nähere Angaben zu dem möglichen Opfer machte er nicht.
   Der „Los Angeles Times“ zufolge soll es sich um eine 38-jährige Schauspielerin aus Italien handeln. Demnach soll die Frau, die auch als Model arbeitet, angegeben haben, 2013 in einem Hotel in Beverly Hills sexuell missbraucht worden zu sein. Die Frau wird vom
US-Anwalt Dave Ring in Los Angeles vertreten. Sie wollte vorerst anonym bleiben, hieß es.
   Weinsteins Sprecherin Sallie Hofmeister reagierte am Donnerstag auf die neuen Vorwürfe. „Mr. Weinstein kann sich natürlich nicht zu anonymen Anschuldigungen äußern, aber er weist Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex eindeutig zurück“, heißt es in der
Mitteilung.
   Mehr als 40 Frauen haben sich in den letzten Tagen mit Vorwürfen von sexuellen Belästigungen bis Vergewaltigungen gegen Hollywood-Mogul Weinstein (65) zu Wort gemeldet. Auch die Polizeibehörden in New York und London kündigten bereits an, Ermittlungen gegen Weinstein aufnehmen zu wollen. Die New Yorker Polizei wolle eine eigentlich bereits abgeschlossene Ermittlung gegen Weinstein aus dem Jahr 2004 neu aufrollen, hieß es.
   Die Polizei in London erwägt nach britischen Medienberichten ein Ermittlungsverfahren gegen den Produzenten. Scotland Yard bestätigte kürzlich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass die Polizei den Vorwurf eines sexuellen Übergriffs prüfe, der von den Kollegen in Liverpool weitergeleitet worden sei. Es handle sich um einen Vorfall aus den 80er Jahren.
   In dem am Donnerstag bekannt gewordenen Fall schildert die Frau der „Los Angeles Times“, dass sie Weinstein kurz bei einem italienischen Filmfest in Los Angeles gesprochen habe. Danach sei er „ohne Warnung“ in der Lobby ihres Hotels erschienen. Er habe auf ihr Zimmer kommen wollen, doch sie habe „nein“ gesagt. Er habe dann an ihre Tür geklopft und gesagt, er wollte nur mit ihr sprechen, sagte die Frau. Dann sei er „sehr aggressiv“ geworden. Er habe sie ins Badezimmer gezogen und dort vergewaltigt. „Als er ging, hat er so getan, als sei nichts passiert“, schilderte die Frau.
NEW YORK, NY – SEPTEMBER 13: Producer Harvey Weinstein attends the Marchesa fashion show during New York Fashion Week: The Shows at Gallery 1, Skylight Clarkson Sq on September 13, 2017 in New York City. Nicholas Hunt/Getty Images For NYFW: The Shows/AFP
   In dem Zeitungsinterview gibt sie weiter an, dass sie Angst gehabt habe, Weinstein bei der Polizei anzuzeigen. Sie habe aber einem Priester, einem Freund und einem Kindermädchen von dem Vorfall erzählt. Der „Times“ zufolge ist die Frau in Italien als
Schauspielerin und Model bekannt. Zur Zeit des angeblichen Vorfalls habe sie mit ihren drei Kindern in Italien gelebt, inzwischen lebe sie aber in Kalifornien.
   „Ich habe mein Erlebnis mit Harvey in die Untiefen meines Gedächtnisses gepackt und mich so in das Schweigekomplott eingereiht, dass es diesem Jäger erlaubte, so viele Jahre herumzustreifen“, schrieb die Schauspielerin („Star Wars“). Die Enthüllungen der vergangenen Wochen hätten sie erbost. „Wir stellen hoffentlich sicher, dass dieses zügellose, lüsterne Verhalten als akzeptierter Teil unserer Branche hier und jetzt ausstirbt.“
   Der amerikanische Star-Regisseur und Oscar-Preisträger Quentin Tarantino (54) bedauert es indes, nicht schon früher auf die Missbrauchsvorwürfe gegen Weinstein reagiert zu haben. „Ich wusste, er hat einige dieser Dinge getan“, sagte Tarantino in einem am
Donnerstag veröffentlichten Interview der „New York Times“.
   „Ich wusste genug, um mehr zu tun, als ich getan habe“, sagte er mit Blick auf Schauspielerinnen, die ihm von Belästigungen Weinsteins erzählt hätten. Er hätte viel früher „Verantwortung“übernehmen und seine Zusammenarbeit mit Weinstein beenden müssen,
sagte der Regisseur.
   Mehr als 20 Jahren arbeiteten Tarantino und der Hollywood-Mogul eng zusammen an Film-Hits wie „Pulp Fiction“, „Kill Bill“, „Inglourious Basterds“ und „Django Unchained“ – die zwei letzten mit dem österreichischen Schauspieler Christoph Waltz, der für seine
Darstellung je einen Oscar als Bester Nebendarsteller erhielt.
   Tarantino räumte ein, schon lange von sexuellen Übergriffen gewusst zu haben. 1995 hätte ihm seine damalige Freundin, die Schauspielerin Mira Sorvino, von früheren Belästigungen erzählt. Er sei damals „schockiert und aufgebracht“ gewesen und habe danach von weiteren Fällen gehört, aber nie das ganze Ausmaß der angeblichen Vorfälle erkannt. Er habe die Anschuldigungen verdrängt und als Missverhalten des Produzenten abgetan.
   Auch Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong’o (34) berichtete von unangenehmen Erlebnissen mit dem Filmproduzenten. Er habe sie vor mehreren Jahren zu einer privaten Filmvorführung mit seiner Familie in sein Haus eingeladen, berichtete die damalige Filmstudentin in der „New York Times“. Doch schon wenig später sei er mit ihr ins Schlafzimmer gegangen und habe ihr eine Massage angeboten. „Ich dachte erst, er mache einen Witz. Das machte er nicht. Es war das erste Mal, dass ich mich mit ihm unsicher fühlte.“ Sie habe dann zunächst angeboten, ihn zu massieren, um die Kontrolle zu behalten. Als er seine Hose ausziehen wollte, habe sie das Haus verlassen. Auch auf ein späteres anzügliches Angebot sei sie nicht eingegangen, sagte die Schauspielerin.
Bildquelle: APA (Archiv/AFP)/YANN COATSALIOU
Bildtitel: Massive Vorwürfe gegen Weinstein
APA0000    2017-10-20/10:59
201059 Okt 17